Warum eigentlich heißen Begräbnisstätten Friedhöfe? Kehrt mit dem Tod Friede ein beim Verstorbenen? Finden Menschen, die hier bestattet werden, ihre letzte Ruhe? „Hier ruht in Frieden“ … so ist auf Grabinschriften zu lesen. Herr, gib ihr/m die ewige Ruhe....so beten manche am Sarg.

 

Das könnte uns so passen! Das hätte auch einem Kaiphas und seinem Kollegen Pilatus gepaßt. Endlich Ruhe vor diesem Jesus! Endlich Friede in Jerusalem! Denn ein Toter macht keine Scherereien mehr! In Wahrheit aber ist der Tod kein Friedensereignis. Sondern ein Kriegsereignis. Er zerstört. Menschenleben erlischt. Der Tod reißt uns aus der Hand, was wir lieben. Laut Bibel ist der Tod die bitterste aller Trennungen. Paulus spricht vom Tod als unserem Feind (1.Kor 15,26) und als „Belohnung“ für unsere Sünde. Und Sünde ist ihrem Wesen nach Trennung von Gott.

 

Also von wegen Ruhe! Der Ostermorgen stört empfindlich die ersehnte Ruhe und die Selbstberuhigung des schlechten Gewissens bei Kaiphas und Pilatus! Wie ein Blitz aus heiterem Himmel schlägt Ostern ein!

 

Die Angst vor Jesus muß ja riesig gewesen sein! Schon bei seiner Geburt – wir erinnern uns an den Kindermörder Herodes! Wie sonst ist es zu erklären, daß man einen Toten so massiv bewachen und sein Grab versiegeln läßt? Wie sonst ist es zu erklären, daß nicht wenige Theologen bis heute behaupten, eine leibhaftige Auferstehung sei für den Glauben nicht wichtig.... man müsse den Begriff Auferstehung anders füllen? Seit dem ersten Auftreten Jesu liegt die Frage in der Luft: Wie kann man vor IHM in Sicherheit kommen? Seit seiner ersten Predigt wurden Menschen nicht nur mit Vertrauen gefüllt, sondern auch in Angst und Schrecken versetzt. Dieser Mann ist gefährlich... Es erfüllte sie mit Entsetzen, daß Jesus ihr Leben so radikal infrage stellte.

 

Ist es nicht lächerlich, unnötig und dumm, einen Toten zu bewachen? Pilatus dürfte sie ein wenig empfunden habe – diese groteske Situation. Denn in seiner Anweisung liegt Ironie: Bewacht das Grab, so gut ihr könnt.(Matth 27, 65)

 

Ist sie nicht aktuell – diese Dummheit? Und zwar in beiden Varianten – in der frommen und nicht frommen. Viele meinen: Das kann nicht sein mit der Auferstehung! Doch für den Fall aller Fälle stellt man ein paar Wächter auf. Falls doch was dran ist, läßt man sicherheitshalber seine Kinder taufen, sich kirchlich trauen, begraben..... Wächter braucht man. Man weiß ja nie! Und die Frommen? Sie rechnen mit Gott, unternehmen aber gleichzeitig den Versuch, Gott bewachen zu wollen. Ihm Grenzen setzen zu wollen. Natürlich rechne ich mit seiner Hilfe. Doch ich erwarte von ihm, wie, wann und wo er mir helfen soll. Natürlich bete ich, lege aber zugleich fest, w a s ich mir von ihm sagen lasse und was nicht.

 

Ein Schweizer Pfarrer sagt: Ostern ist in der Tat ein Streich, wie größer und folgenschwerer nie einer gespielt worden ist. Wie standen sie dumm da, seine Ankläger und Richter, die sich freuten, daß er endlich im Grab lag und damit ein Schlußstrich gezogen sei. Und dann ging das drei Tage später schon wieder los. Und dann immer mehr. Und schließlich wurde das ganze römische Reich vom Namen Jesu erfüllt – und heute die ganze Welt. Und das alles, weil ER lebt, weil ER auferstanden ist. Wahrlich, Ostern ist ein Streich, wie gelungener nie einer gespielt worden ist. Freilich – kein Todesstreich, sondern ein Streich zum Leben. Kein Streich des Unheils, sondern des Heils, in den wir jetzt alle irgendwie mit hinein verstrickt werden.

 

Himmel und Erde geraten in Bewegung, wenn ER handelt. Das war bei Mose so – auf dem Sinai. Bei Elia – auf dem Karmel. Und genauso bei Jesus – am Felsengrab in Jerusalem. Sicherheitsmaßnahmen und Hindernisse werden einfach weggefegt! Was für eine Siegesgeste! Was für eine Demonstration seiner Allmacht! Der Engel Gottes sitzt triumphierend auf dem riesigen Brocken, der als unverrückbarer Grabstein gedacht war und den Frauen an Ostermorgen Kopfzerbrechen machte. Als ob zu Ostern Psalm 2 in Erfüllung gehen würde: Der im Himmel wohnt, lachet ihrer und der Herr spottet ihrer! Paul Gerhard trifft dem Nagel auf den Kopf, wenn er singt: Das ist mir anzuschauen ein rechtes Freudenspiel (EG 112, 3)

 

Natürlich – keiner wird gerne ausgelacht! Schon gar nicht in Coronazeiten. Welch ein Kampf der Alltag für viele ist, das weiß Jesus nur zu genau. Das wußte auch Paul-Gerhard. Doch von Ostern fällt ein strahlendes Licht in unseren Alltag. Nicht einmal mehr der Tod ist verläßlich, sondern ein unsicherer Kandidat geworden! Darum muß uns keine Not mehr unterkriegen. Schon gar nicht Corona! Christen bagatellisieren Sorgen und Nöte nicht, aber sie wissen: JESUS IST SIEGER! Wer wälzt uns den Stein vom Grabeingang weg? fragten die Frauen beim Betreten des Friedhofes. Doch der Stein war längst beseitigt! Was für ein schwerer Stein fiel ihnen in diesem Augenblick vom Herzen, als sie zum Grab kamen. Auch uns dürfen Steine vom Herzen fallen! Hindernisse kann der Auferstandene im Nu aus dem Weg räumen. Denn überhaupt nichts ist IHM unmöglich. Fröhlich einstimmen dürfen wir in ein ausgelassenes Osterlachen darüber, daß der Allmächtige solch einen gelungenen „Streich“ spielt!

Günter Battenberg