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4. Die Einheit von Menschenwort und Gotteswort

Schriftverständnis und Christusverständnis hängen zusammen. So wie bei Jesus seine göttliche und menschliche Natur nicht auseinanderdividiert werden können, so haben sich bei der Gestaltwerdung der biblischen Offenbarung Gotteswort und Menschenwort grundsätzlich unlösbar ineinander verschlungen. Darum ist das Menschenwort der Bibel das Gotteswort in seiner Knechtsgestalt. Die durch den Heiligen Geist gestaltete und von Menschen verfaßte Schrift stellt sich deshalb als etwas Einheitliches und Ganzes dar. Wie Jesus Christus wahrer Gott und wahrer Mensch ist, aber nicht in zwei Personen zerlegbar, sondern indem er Gottes Sohn bleibt, so ist die Heilige Schrift Gotteswort und Menschenwort zugleich, aber nicht in zwei Worte zerlegbar, sondern indem sie Gottes Wort bleibt.

In der heilsgeschichtlichen Linie von Verheißung und Erfüllung ist Christus die ordnende Mitte der Heiligen Schrift. Gerade deshalb aber läßt sich diese Mitte nicht aus dem Ganzen der Schrift herausfiltern und isolieren, denn in irgendeinem Bezug zur Mitte steht jede Schriftstelle. Insofern kann sich die Mitte der Schrift nur der Wahr - nehmung der ganzen Schrift verdanken. In soteriologischer Hinsicht ist Christus von primärer und die Schrift von sekundärer Bedeutung. Aber in erkenntnistheoretischer Hinsicht ist die Schrift primär, denn ohne die Bibel wissen wir so gut wie nichts von Jesus. Die Mitte der Schrift läßt sich darum nicht als kritisches Skalpell anwenden, und auch Christus selbst gibt keinerlei Veranlassung zu solcher Zerlegung der Schrift.