Beitragsseiten

8. Gedanken M. Luthers zur Auslegung der Heiligen Schrift

Die Heiligen Schrift ist „des heiligen geists eigen, sonderlich buch, schrift und wort.“ (WA 38, 340, 8 vgl. WA 54, 3.474)

„Denn nicht nur die Vokabeln, sondern auch die Diktion ist göttlich.“ (WA 40, III, 254)

„Die heilige Schrift ist Gottes Wort, geschrieben und (das ich so rede) gebuchstabet und im buchstaben gebildet, gleich wie Christus ist das ewige Gottes wort, in die Menschheit verhuellet.“ (WA 48, 31)

Die Schrift hat Autorität als „verbum Dei infallibile (unfehlbares Wort Gottes).“ (WA 2, 279)

„Denn wer ein eintzel Gottes wort veracht, der achtet freylich auch keines nicht gros.“ (WA 26, 450, 23)

Die menschlichen Schreiber des Wortes Gottes sind infolge ihrer Inspiriertheit „infallibiles doctores (unfehlbare Lehrer).“ (WA 40, I, 173f)

„Es muß unter Christen als vollkommen verbürgt und sicher gelten, daß die Heilige Schrift ein geistliches Licht ist, viel klarer als die Sonne selbst.“ (WA 18, 653)

„da erdenken sie ein new lugen, finden degen und spieß und der gleychen narrn werck und sprechen, die Schrift sey ßo finster, das wir sie nit mugen vorstehn ... Hatt der geyst in den vettern geredt. so hat er vil mehr yn seyner schrifft geredt. Und wer den geyst nit vorsteht yn syner eygen schrifft, wer wil glauben, das er yhn yn eyniß andern schrifft vorstehe?“ (WA 7, 638 vgl. 7, 639, 14ff

„Christus am creutze mit ale seynen leyden und todt, hilft nichts, wenns auch auffs aller brünstigest, hertzlichst erkant und bedacht wird. Es mus alles noch eyn anders seyn. Was denn? Das wort, das wort, hörestu lügen geyst auch, das wort thuts. Denn ob Christus tausentmal für uns gegeben und gecreutzigt würde, were es alles umbsonst, wenn nicht das wort Gottes keme, und teylets aus und schenket myrs und spreche, das soll deyn seyn, nym hyn und habe dyrs.“ (WA18, 202, 34ff)

„Das Wort allein, ist  Gefährt der Gnade Gottes.“ (WA 2, 509, 14f)

“Wie könnten wir Unbesonneneres und Vermesseneres tun, denn daß wir uns unterstehen, Gott und sein Wort zu richten, die wir von ihm sollten gerichtet werden? Darum soll man darauf schlicht stehen und beharren, daß, wenn wir hören, daß Gott etwas sagt, wir es glauben, und nicht darüber disputieren, sondern vielmehr unsere Vernunft gefangen nehmen unter den Gehorsam Christi ...” (Genesis Vorlesung zit. nach H. Feghelm (Hg.): Aussagen D. Martin Luthers zu Fragen der Auslegung der heiligen Schrift, in: Evangelium und Wissenschaft, Beiträge zum interdisziplinären Gespräch, Nr. 4/1981, S. 19)

“Daher ists ein offenkundiger Irrtum, daß mit solchem Worte “Es ist erlaubt, durch den eignen Geist die Schrift zu verstehen”, uns befohlen werde, wir sollten die heilige Schrift beiseit setzen und auf die Kommentare der Menschen uns richten und denen glauben. Diesen Verstand, sag ich, hat ohn Zweifel Satanas selbst aufgebracht, daß er uns damit von unsrer, d.h. der heiligen Schrift gar weit abbrächte und eine verzweifelte Kenntnis der Schrift uns machte. Wo doch jenes Wort weit eher also zu verstehen ist, die Schrift solle alleine durch den Geist verstanden werden, durch den sie geschrieben ist, welchen Geist du nirgends gegenwärtiger und lebendiger finden kannst, denn eben in seiner heiligen Schrift, die er geschrieben hat. So sollen wir denn danach trachten, nicht daß wir die Schrift beiseit setzen und uns auf die menschlichen Schriften der Väter richten, nein vielmehr zuerst sollen wir die Schriften aller Menschen beiseit setzen und allein an die heilige Schrift desto mehr und desto beharrlicher unsern Schweiß setzen, je gegenwärtiger die Gefahr ist, daß einer sie durch seinen eigenen Geist verstehe, auf daß der Brauch dieser beständigen Mühe solche Gefahr überwände und uns endlich des Geists der Schrift gewiß machte, der außer in der Schrift überhaupt nicht gefunden wird. ... Oder sag mir, wenn du´s vermagst: wer ist der Richter, durch den eine Frage zum Schlusse kommt, wenn die Aussprüche der Väter widereinander streiten? Denn hier muß man nach dem Richtspruch der Schrift das Urteil fällen, und das kann nicht geschehn, wo wir nicht den ersten Platz in allem, was den Vätern beigelegt wird, der Schrift geben, also daß sie selber durch sich selber sei die allergewisseste, die leichtest zugängliche, die allerverständlichste, die, die sich selber auslegt, die alle Worte aller bewährt, urteilt und erleuchtet, so wie es Ps. 119,130 heißt ... Da siehest du, daß die Wahrheit allein dem Haupt der Worte Gottes beigelegt wird, d.i. sofern du die Worte Gottes an erster Stelle gelernt und ihrer gleich als des ersten Prinzips gebraucht hast zum Urteil über aller Worte. Und was tut jener ganze Psalm anders, denn daß er die Verkehrtheit unsrer Mühe verdammt und uns zur Quelle zurückruft und lehrt, zuerst und allein sei an Gottes Wort Mühe zu setzen, der Geist aber wolle freiwillig kommen und unsern Geist austreiben, auf daß wir ohn Fahr Theologen seien?”  (Assertio omnium articulorum zit. in: E. Hirsch(Hg.): Hilfsbuch zum Studium der Dogmatik 1964 S. 84+85).

Pfarrer Manfred Otto Heuchert, Dr. Harald Höger, Pfarrer Andreas Gripentrog